Medienberichte

Schwäbische Post 22. August 1987

"Ein Stück Silicon Valley im Kochertal"

Aufmache Schwaebische Silicon Valley

Aalen- Unterkochen (ze-). Da fliegt mir doch das Blech weg. Die Berliner Gruppe "Spliff", die diesen Satz prägte, muß ihn in einer Disco erfunden haben. Zu staunen gibt es dort noch und nöcher: Einnehmende Musik, im Schweiß tanzende Mitmenschen und zuckende Lichter. Laser gehört oft zu diesen allabendlichen Lichtspektakeln. Weltweit gibt es dafür eine Handvoll Anbieter. Einer sitzt folgerichtig in Silicon Valley in Kalifornien, ein anderer im Kochertal. Die Firma "Lobo-Electronic" aus Unterkochern, ein echtes Ostalb-Gewächs, sorgt auf dem internationalen Markt für Furore. Die SchwäPo besuchte das Weltunternehmen, das ein schwäbischer Kleinbetrieb ist.

Auf den ersten Blick unscheinbar wirkt das Geschäft in Unterkochen. Hinter alltäglicher Fassade verbirgt sich jedoch ein High-Tech-Unternehmen mit Erfolg. Vor kurzem erhielt Lobo-Chef Lothar Bopp auf der bedeutendsten Fachmesse für das Disco-Metier in Rimini einen ersten Preis für die beste technische Neuentwicklung. Und seine Lasershows samt Rechner verkauft Bopp, für 150 000 DM Durchschnittspreis das Stück, ins In- und Ausland. Woher kommt so ein Erfolg des Jungunternehmers?

Die Geschichte des Laserunternehmens mit Yuppie-Flair begann mit einer Anekdote. Vor vier Jahren sah Lothar Bopp auf einer Messe englische Lasershows, die ihm nicht allzu ausgeklügelt erschienen. Kurzerhand kaufte sich der junge Fachmann, der schon seit längerem mit Unterhaltungselektronik handelt, solche Lasergeräte.

Drei Jahre statt zwei Monate

Als er sie näher untersuchte, bestätigte sich seine Vermutung: Das kann man besser machen. Und so war es. Jedoch: Aus zwei Monaten geplanter Entwicklungsarbeit wurden drei Jahre.

Aufbau- und Experimentierarbeit und viel Adrenalin waren vonnöten, bis die "Lobo"-Firma reüssierte. Die Arbeit ging sogar soweit, daß die Firma eigene Rechner für die sämtlich computergesteuerten Lasershows entwickelte. Heute ist der Stand der Lobo-Technik soweit, daß jeder Disc-Jockey die raffinierte Elektronik mit wenigen Handgriffen bedienen kann.

Technologie pur

Wie funktioniert so ein Disco-Laser? Reichlich laienhaft ausgedrückt, zerlegen rechnergesteuerte Spiegel den Laserstrahl in seine Spektrallinien. Dadurch können verschiedene Farben erzeugt werden. Ebenfalls über die Spiegel können verschiedene Positionen im Raum angesteuert werden. Herzstück der Anlage ist ein Scanner, der die verschiedensten Figuren zeichnen kann. 1000 Punkte im Raum steuert der Scanner an, und das 25mal pro Sekunde. Für diese Vorgänge braucht ein Laserhersteller natürlich hochpräzise Apparaturen.

Feinmechanische Firmen aus ganz Ostwürttemberg liefern "Lobo" zu; insgesamt hat die Unterkochener Firma mit 50 anderen Betrieben Geschäftsverbindungen. Laser und Teile des Scanners kommen aus USA. "Das ist spezifisch für die Laser-Branche", sagt Lothar Bopp, "aus der ganzen Welt muß man sich seine Teile zusammenklauben."

Der Personalbestand bei "Lobo" selbst ist gar nicht so groß: sechs Mitarbeiter sind ständig angestellt, doppelt soviele verdingen sich als sporadische Arbeitskräfte. Für gewöhnlich kennt der Firmeninhaber keinen Achtstundentag. 14 bis 16 Stunden täglich sind keine Seltenheit. Eine Faszination gehe von diesen Geräten schon aus, meint Bopp. Ob er denn erblich belastet sei - sein Vater ist Modellbauer? "Vielleicht schon. Nur besteht ein erheblicher Unterschied zwischen Basteln und Produzieren."

Lieber aber läßt der Firmenchef seine Geräte für sich sprechen. Wer jemals eine standesgemäße Disco besucht hat, weiß, was ihn erwartet. Fächer und Tunnels aus Laserlicht gehören noch zu den einfacheren Programmen im "Lobo"-Laserrechner. Projizierte Figuren sind der Clou. Die ganze Walt-Disney-Familie marschiert schnurstracks durch den Raum. Für eigene Einfälle sind der Phantasie des Bedieners vor Ort in der Disco keine Grenzen gesetzt.

"Gefährlich ist das alles nicht", sagt Lothar Bopp. Zwar könne der gebündelte Laserstrahl durchaus die Hand durchbohren. In viele kleine Strahlen zerlegt, sei das Lichtspektakel jedoch harmlos. Schließlich muß auch der TÜV jede neue Anlage nach dem Einbau abnehmen.

Laser: Gute Stromkunden

Das Stromwerk freut sich, wenn ein Disco-Laser arbeitet. 30 bis 50 Kilowatt Leistung sind normal. Vorne heraus kommen allerdings höchstens fünf bis zehn Watt. Die restliche Energie wandert ab – ins Kühlwasser.

 

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