Medienberichte

Süddeutsche Zeitung 09. Dezember 1993

"Sternenschiff segelt durch Raum und Zeit"

Hochmoderne Elektronik gaukelt dem Besucher eine Reise zu fernen Welten vor

Von Helmut Hornung Das Schiff hält Kurs Richtung Süden. Über dem schwankenden Deck wölbt sich der Sternenhimmel. Monoton klatschen die Wellen gegen den Bootsrumpf. Ein Mann an Bord betrachtet aufmerksam das Firmament: John Herschel. Der Astronom ist auf dem Weg zum Kap der Guten Hoffnung. Von der Spitze Afrikas aus will er mit einem Spiegelteleskop das Firmament erforschen. Von morgen an können die Münchner den Wissenschaftler auf seiner Exkursion begleiten. Expeditionen zum Südhimmel, diesen Titel trägt denn auch das Dezember-Programm des neuen Planetariums im Forum der Technik.

Um die kosmische Illusion auf der Museumsinsel perfekt vorzugaukeln, greifen die "Sternenführer" tief in die Trickkiste modernster Elektronik: Eine computergesteuerte Planetariumsmaschine, 80 Diaprojektoren, eine Laserbatterie und ein Nebelgenerator setzen das Universum optisch in Szene. Erklärungen, Sphärenklänge oder das Bersten einer fernen Sonne dringen aus einer 12000 Watt starken Musikanlage ans Ohr des Besuchers. Dieser kann sich bequem auf einem der 275 Kippsessel räkeln und auf Knopfdruck - aktiv in den Ablauf des himmlischen Geschehens eingreifen.

"Die Leute sind von den Medien hohe visuelle Qualität gewohnt. Dies hat uns bei der Gestaltung der Vorführungen beeinflusst", sagte Planetariums-Chef Thomas W. Kraupe gestern vor der Presse. Er .( selbst verstehe sich als “Hollywood Astronom“, denn: "Man muss die Dinge schon entsprechend inszenieren," So beschränken sich die Shows im Planetarium längst nicht darauf, Sternbilder und Planeten darzustellen. Zuckende Laserblitze schaffen Tunnel aus Nebelwänden (Laser Magie), computeranimierte Federn trudeln zu den weisen Worten des Indianerhäuptlings Seattle von der 20-Meter-Kuppel (Worte wie Sterne), magische Lichter verschmelzen zu einer phantastischen Vision von Raum und Zeit (Crystal Universe). Darüber hinaus plant Kraupe unter dem künstlichen Firmament ein "kulturell ernstzunehmendes Programm" mit Lesungen und Musikaufführungen.

Herzstück des “Sternentheaters“ ist der Planetariumsprojektor von Zeiss. In diesem derzeit leistungsfähigsten Gerät der Welt “hängen" 8900 Fixsterne an gläsernen Fäden, an der Kuppel erscheinen sie als Lichtpünktchen unterschiedlicher Helligkeit. Der Projektor lässt sich in Sekundenschnelle in eine Zeitmaschine verwandeln und zeigt dann das Firmament, wie es sich über den Menschen der Steinzeit wölbte. Die "Sternenkugel" fungiert aber auch als Raumschiff. Der Besucher erlebt eine Reise zu den Planeten Venus, Mars und Jupiter. Er dringt ein in die Tiefen des Universums, rast vorbei an taumelnden Kometen und fernen Milchstraßen, durchquert Schwarze Löcher. Von all dem hätte Oskar von Miller, der Gründer des Deutschen Museums, nur geträumt. Auf seinen Wunsch entwickelte Zeiss-Ingenieur Walther Bauersfeld das erste Projektionsplanetarium. Am 21. Oktober 1923 begeisterte das “Wunder aus Jena" (wie es damals genannt wurde) zum erstenmal die Münchner.

Wie sich die Himmelsmaschinen in den vergangenen 70 Jahren geändert haben, dokumentiert eine Ausstellung im Forum der Technik. Dort können sich die Besucher auch von einer Schau der Europäischen Südsternwarte (ESO) auf Astronomisches einstimmen lassen. Vorstellungen im Planetarium finden täglich von 13.30 bis 21.30 Uhr statt.

     

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